KurzgeschichtenPastor HacciusFeuerbrünste2.SchulstelleJahrmarktJahrmarkt in Gestorf 1780/92 u. 1838 1792 | 1780-1849Jahrmarkt in GestorfMarkttage hat es in Gestorf vermutlich seit Jahrhunderten gegeben, außer in Kriegs- oder Unruhezeiten. Ob sie einmal oder mehrere Male in Gestorf abgehalten wurden, ist wegen fehlender schriftlichen Nachrichten bzw. nicht eingesehener im N.St.A. schlummernder Akten mir nicht bekannt. Markttage bedurften von früher der obrigkeitlichen Genehmigung. In allen größeren Dörfern des Kalenberger Landes gab es, bis auf einige Ausnahmen, jährlich einmal einen Markttag, dessen zeitliche Abhaltung und Platzlage obrigkeitlich bestimmt wurden. Außer in dem aus 6 Häusern bestehenden Marktflecken Lauenstadt, am Fuße der alten Burg Calenberg, in dem 4 mal im Jahr Markt gehalten und Schweine gehandelt werden durften, war das Handeln von jeglichem Vieh und zeitlich auch der Handel mit Spirituosen auf den Jahrmräkten der Dörfer verboten. Andere Handelswaren waren auf dem Jahrmarkt in Gestorf frei verkäuflich. Schriftliche Nachrichten vom Jahrmarkt - auch Michaelismarkt genannt - fand ich erstmals vom Jahre 1780. Hier wurde geschrieben, dass der Michaelismarkt allemal auf den Tag nach Michaelis, den 30.September fällt. Das allemal bezeugt, dass der Jahrmarkt in Gestorf schon viele Jahre bestanden hat. Die Hauptgeschäftsleute der Jahrmärkte in allen Orten waren seit Jahrhunderten die Juden. Es gab daneben auch vereinzelt nichtjüdische Händler und Handwerker aus Gestorfs Umgebung, die hier ihre Waren und selbstangefertigten Erzeugnisse anboten. Verkauft wurden in Gestorf Holz- und Eisenwaren, Bölzern, hölzerne Spielsachen, Drechsler-, Böttcher-, Klempner- und andere handwerkliche Erzeugnisse, Schuhwerk, Kurzwaren, Bänder, Männermtzen, Frauenputz, Schmuck, Branntwein, Weißbrot, Pfeffernüsse, Honigkuchen u.a.. 1780 wurde auch ein Kaufmann aus Hannover genannt, der Ellenwaren und Kattun verkaufte. Schon 1780 und vermutlich auch davor wurden jährlich die Jahrmarktstage von der Regierung im Hannoverschen Haushaltskalender und 1793 und weiterhin im Hildesheimischen Kalender bekannt gegeben. Bei kurzfristigen Marktterminnderungen machte man den neuen Markttag in einem Inteliers- (= Intelligenz-)Blatt den interessierten Untertanen bekannt. Ohne die Juden wurden keine Jahrmärkte veranstaltet. Die Juden beherrschten die Anlieferung, den Zwischenhandel und den Verkauf der meisten anzubietenden Waren. Wenn die meist jährlich festliegenden Markttage mit den religiösen Feiertagen der Juden zusammenfielen, dann mussten die Markttage verlegt werden. Desöfteren wurde die Verlegung eines Markttages von den Juden selbst beantragt. So musste der Gestorfer Michaelismarkt am 30.September, wenn er auf einen Sonnabend, dem Sabbattag der Juden fiel, auf einen anderen Tag umverlegt werden. Das Gleiche geschah, wenn die Juden ihr Laubhüttenfest hatten. Weil diese Terminveränderungen immer schwierig waren, sollte im Jahre 1792 der Jahrmarkt auf Dauer einen anderen Tagestermin erhalten und immer an einem Montag stattfinden. Der Montag war ein Tag, der am wenigsten mit einer jüdischen Feier zusammenfiel. Die Mehrheit der Gestorfer Einwohner war dafür, den Jahrmarkttag jährlich auf den Donnerstag nach dem 18. Sonntag nach Trinitatis zu legen, und nicht wie die Landesregierung es wollte, am Montag nach Martini (11.November), der Tag, der auch vom Amtmann zum Kalenberg und vom Gografen Scheele zu Gestorf befürwortet wurde. Der Montag nach Martini wurde jedoch gegen den Widerspruch der Gemeinde als jährlicher Markttag für Gestorf festgelegt und bis 1838 beibehalten. Aus den Akten ist zu ersehen, dass in den Jahren 1803 und 1804 kein Jahrmarkt stattfand, weil feindliche Soldaten in Gestorf im Quartier lagen. Von den nachfolgenden Kriegsjahren der napoleonschen Zeit wird ein Gleiches zwar nicht berichtet, kann aber auch so gewesen sein. 1838 erreichten die Gestorfer Einwohner mit der Hilfe des Gografen Armbrust, dass der jhrliche Markttermin für Gestorf vom Montag nach Martini weg, nun auf den 4.Montag des Monats September gelegt wurde. Das Zeitalter der Jahrmärkte in den Dörfern ging jedoch bald zu Ende. Mit dem neuen Jahrmarkttermin am 4.Montag im September hatten die Gestorfer gehofft, dass der bis dahin fast bedeutungslos gewordene Jahrmarkt, der in Konkurrenz zum gleichfalls nach Martini stattfindenden Markt in Elze gestanden hatte, sich neu beleben würde. Doch es war auf den Dörfern eine Jahrmarktsmüdigkeit entstanden, der den Verkufern auf den Jahrmärkten einen nur geringen Gewinn brachte. 1849 wurden bis auf Lauenstadt sämtliche Märkte im Amtsbezirk Kalenberg aufgehoben. (Quelle: Hann. Dez. 80 Hannover I 3 c (Amt Calenb.) Bc 316) | |||
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