JahrmarktSchüler, LehrerKurzgeschichten2.Schulstelle1797 1797-1806 1805 24.10.1805 1797-1805/06 Pastor Haccius blieb standhaft. | 1804Pastor Haccius blieb standhaft.Er wollte der Anordnung des französischen Oberst, im evang. Gottesdienst ein "Tedeum" zu Ehren des Kaisers Napoleon Bonaparte zu singen, nicht folgen5.7.1804 (Gekürzter Briefbericht des Pastors Georg Ludwig Haccius an den Superintendenten) "Er sei in der vorigen Woche von den Franzosen dazu angehalten, zu Ehren ihres Kaisers ein feierliches "Tedeum" für Napoleon Bonaparte zu singen. Daraufhin habe er das Ansinnen der Franzosen dem Abt zu Loccum gemeldet und diesen um Verhaltungsbefehle gebeten. Dem Obristen habe er dies angezeigt mit der Bitte, sich bis zur Klärung zu gedulden. Der Obrist versuchte jedoch, mich durch Drohungen zu schrecken und schickte täglich die Anordnung durch seinen Adjudanten, daß die Feier baldigst geschehen solle. Er drohte: "Wenn ich glaube, ihm (dem Oberst) Hindernisse in den Weg legen zu können, wrde er mich maßregeln. " Er (Pastor Haccius) lasse sich jedoch nicht irre machen, bleibe standhaft und habe dem Oberst mitgeteilt: "Ich stehe für meine Person unter ihrer Gewalt, werde aber auf keine Weise von dem Befehl des Konsistoriums abweichen, er laute wie er wolle." Am folgenden Freitag Abend habe er dann vom Herrn Abt den Brief mit der Post erhalten mit dem Bescheid: "Der französische Marschall Bernadotte habe Feiern in der Art, wie sie der Oberst in Gestorf haben wolle, allein in den katholischen, aber nicht in den protestantischen Kirchen befohlen. Das Landeskonsistorium habe erwartet, der Herr Oberst werde von dieser Feier abstehen. Sofern er aber auf die Durchführung der Feier bestehe, solle der Pastor Haccius dafür sorgen, daß durch diese Feier der Gestorfer Gottesdienst nicht gestört werde." Mein Sohn hat diesen Bescheid dem Oberst vorgetragen. Wenn der Herr Oberst einverstanden sei, solle die Feier am folgenden Sonntag früh zur gewöhnlichen Gottesdienstzeit abgehalten werden. Erst solle der französische und anschließend der Gestorfer evangelische Gottesdienst stattfinden. Ich (Pastor Haccius) hoffe, daß der Herr Oberst mit der Regelung einverstanden ist, und Ordner stelle, damit von den französischen Militär keine Unruhe in der Kirche verursacht würde. Ich selbst will mich auch für die Ruhe und Stille der Gemeinde verbürgen. Der Obrist ließ durch meinen Sohn mir kundtun, daß er mit der Einrichtung nach meinem Vorschlag einverstanden sei. Am Sonnabend um 9 Uhr schickte der Oberst den Hauslehrer des Herrn v.Ilten zu mir mit der Mitteilung, daß der Oberst hoffe, ich werde bei dem Tedeum vor dem Altar erscheinen, den Lobgesang absingen, und daß alle gebräuchlichen Feierlichkeiten beim Gottesdienst abgehalten werden. Am Sonnabend teilte ich den Kirchenvorstehern die Abmachungen mit dem Oberst mit. Dem Oberst ließ ich erwidern, daß der Gottesdienst, wie er in Gestorf gebräuchlich sei, so durchgeführt werde: Es knieen 6 Knaben vor dem Altar, die allein die Strophe: "Hilfe, hilf uns Herr ..." anstimmen, die Altarlichter würden angezündet und die Orgel wird den Gesang begleiten. Ich selbst werde während des Gesanges nicht vor dem Altar erscheinen und auch keine weiteren Feierlichkeiten durchführen. Der Oberst hatte noch die Einwendung: Ich dürfe ihn auf keinen Fall vor seinen geladenen Offizieren und Mannschaften bloßstellen. Am Sonntag Morgen erschienen nach dem Geläute sämtliche französischen Offiziere, Unteroffiziere und einige Fahrer in der Kirche. Mit dem Absingen des Tedeums begann der französische Gottesdienst. Alles ging in Ruhe zu. Sofort nach der Beendigung des Gesanges wurde der französische Gottesdienst geschlossen, ohne daß ich vor dem Altar erschienen war. Der Gestorfer Gottesdienst begann. Wie gewöhnlich trat ich nun vor den Altar und sprach die Vorlesung. Ich hatte den Psalm 100 Vers 3 zum Text erwählt und predigte von der Unentbehrlichkeit der Religion zur Beglückung der Menschen, wenn wir den Menschen einzeln und ihn in der Gesellschaft betrachten, usw.. Was ich vermutet hatte, das geschah. Das französische Militär blieb bis zur Hälfte der Predigt in der Kirche. Weil den Franzosen aber wohl die Wahrheiten nicht angenehm waren, und ich auch auf die Spötter der Religion zu predigen kam, verließen sie die Kirche - jedoch ohne störende Geräusche. So ist in Gestorf diese angeordnete "Tedeum-Feier" ohne weitere Zeremonien beendigt worden. (Quelle: Ges. A. 110)Anmerkung | |||
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