JahrmarktSchüler, LehrerKurzgeschichten2.Schulstelle1797 1797-1806 1805 Pastor Haccius will 2 Schullehrer in Gestort, Schullehrer Reinecke allein die Schulstelle haben 1797-1805/06 | 24.10.1805Pastor Haccius will 2 Schullehrer in Gestort, Schullehrer Reinecke allein die Schulstelle habenPastor Haccius schreibt:Wie ich höre, macht sich der Gestorfer 2.Schullehrer Bohnhorst sichere Hoffnung, die vakant werdende Schulstelle zu Adensen zu erhalten. Der 1.Schullehrer Reinecke denkt seines eigenen Interesses wegen es dazu zu bringen, daß die 2.Schulstelle in Gestorf, wenn nicht ganz, so doch eine Zeitlang unbesetzt bleibe. Amt, Pflicht und Gewissen fordern mich streng dazu auf, alles aufzuw..enden, daß Letzteres nicht realisiert wird. Ich bin 47 Jahre in Gestorf und habe, ehe ich bewirken konnte, daß 2 Schullehrer in Gestorf angesetzt worden, es wahrlich mit Wehmut ansehen müssen, wie unwissend die Kinder blieben und bleiben werden. Eine so zahlreich mit Kindern besuchte Schule in Ordnung zu halten und mit Nutzen darin zu lehren, ist für nur einen Lehrer eine mehr als herkulische Arbeit. Im Durchschnitt kann man in Gestorf mit 160 schulpflichtigen Kindern rechnen. In manchen Jahren kam die Anzahl der Kinder auf 180. Diese Kindermenge kann die Schule nicht fassen, ohne daß die Kinder wie Heringe in der Schulstube zum Nachteil der Gesundheit des Lehrers und der Jugend zusammengepökelt werden. Das übersteigt dann mal die Kräfte eines Menschen auch bei seinem besten Willen. Ich erklärte daher in den Schulberichten, bevor vor ein paar Jahren die Gestorfer Schule mit 2 Lehrern besetzt wurde, daß es mir schlechterdings unmöglich sei, die Schule zu besuchen, teils, weil meine Gesundheit durch die heftigen Ausdüstungen so vieler ineinandergepreßter Kinder gänzlich umgestoßen wurde, teils, weil ich ohne Betürbnis es nicht ansehen konnte, wie wenig Nutzen die Schule brachte. Der letzte Schullehrer Schwabe, der den Schullehrer Reinecke an Fähigkeit und Wissen weit bertraf, tat alles mögliche. Allein der Erfolg war, daß er, der mit einer sehr guten Leibesgesundheit nach Gestorf kam, nach ein paar Jahren ins Grab sinken mußte. Nachdem die Schule geteilt worden, zeigte es sich, daß die Jugend an Erkenntnis und guten Sitten sehr zugenommen. Die jetzige gute Einrichtung der Schule hat bewirkt, daß verschiedene Einwohner die Kinder von ihren auswärtigen Verwandten zu sich genommen, um von dem Unterricht in Gestorf zu profitieren. Würde nun in der Schule nur 1.Lehrer lehren, so würde auf einmal alles durch die Teilung bewirkte Gute wieder umgestoßen und ganz verloren gehen. Dies sieht die Gemeinde Gestorf auch selbst ein. Verschiedene vernünftige und rechtschaffend denkende Meierleute - es gibt freilich auch manche Schlechtdenkende, denen ihrer Kinder Wohl nicht am Herzen liegt - sind zu mir gekommen und äußerten den Wunsch, daß zum Besten ihrer Kinder in Gestorf 2 Schullehrer bleiben m&zlig;ten. Sie wünschen nur, daß die Adeligen, die so viele Häuslingskinder auf ihren Höfen haben, mit zum Unterhalt der Schullehrer mitzahlen müßen. Ich weiß wohl, daß der Gestorfer Wachtmeister letztens bei Ew. Hochwürden gewesen, um angeblich im Namen der ganzen Gemeinde den Wunsch vorzutragen, die 2.Schulstelle unbesetzt zu lassen. Allein die Gefälligkeit und Freundschaft zu Reinecke hat ihn zu diesem Schritt bewogen. Als ich hiervon erfahren, und ihn darum befragte, erwiderte er mir, daß er von dem großen Nutzen der Schulunterrichtsteilung selbst sehr überzeugt wäre und aus diesem Grunde selbst seines Schwagers Kind aus Vardegötzen zu sich genommen habe, damit es hier den guten Schulunterricht genieße. Die Gemeinde habe lediglich die Absicht gehabt, dadurch zu bewirken, daß von dem Konsistorio in der seit 2 Jahren anstehenden Geimeindeklage, daß die Adeligen für die Kinder ihrer Häuslinge bei den Schullasten mitzahlen müssen. Dies ist auch so gerecht als billig, da die adeligen Häuslingskinder auf deren Höfen völlig den 4. Teil der Schule ausmachen und nichts bezahlen. Wenn Reinecke einige Rücksicht auf seine Gesundheit nehme, so müßte er selbst die fernere Teilung wünschen. Oft ist er schwächlich und er muß manchen Tag seine Arbeit dem 2.Lehrer Bohnhorst übertragen. Wie bald würde seine Gesundheit gänzlich zu Grunde gehen wenn er allein alle Kinder unterrichten sollte. Er hat ein gar zu heftiges und jähzorniges Temperament und kann sich oft gar nicht zwingen. Manchen Verdruß hat er sich schon dadurch, daß er in übertriebener Hitze die Kinder oft um geringer Ursachen willen zu hart gestrafet, in der Gemeinde zugezogen. Ich habe oft viel Mühe gehabt die Gemüter zu besänftigen. Oft kann er in seiner Heftigkeit auch gegen mich zu ungestüm werden. Würde nun Reinecke alleiniger Lehrer sein, so würde die Gelegenheit zum Verdruß in der Gemeinde und auch für mich sich sehr häufen. Aus allen angeführten Gründen ersuche ich Ew. Hochwürden ganz gehorsamst doch ja nicht in Reineckes Plan, der so nachteilig für alle hier sein würde, hineinzugehen und ihn zu begünstigen. Hochachtungsvoll empfehle ich mich Ew. Hochwürden ganz gehorsamst G. L. Haccius, Pfarrherr in Gestorf. | |||
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