KurzgeschichtenDr.Alfred HarmsMein Heimatdorf Gestorf - Mein Vater - Unsere Wohnung Doktor Fritze Thies, ein rauhbeiniger Landarzt aus Bennigsen Meines Vaters Garten Gartenspiele mit Nachbarskindern Zweimal war im Winter Schlachtefest Meine 3 kleinen Kaninchen und der große Kater Als Schüler in der Gestorfer Schule Freude am Unfug Der hohe Herr Schulrat aus dem Lande Sachsen Kirche und Kirchgang am Weihnachtsabend Ich musste die Betglocke zum Schlagen bringen Spiele und Abenteuer in der Kirche Wir spielten die neuesten Schlager auf der Orgel Mit Zwillen-Geschossen ließ Hilmar die Uhrenglocke neunmal schlagen Regenrinnenblei vom Kirchendach Das Eselgespann Hans und Grete In der Haller fingen wir Krebse Pänder Wöhlecke Brennholzversteigerung - Holzhacken Mutter war für die Herstellung von Johannis- und Stachelbeerwein zuständig | Pänder WöhleckeIn Gestorf war der amtliche Pänder - das Wort hatte nichts mehr mit pfänden zu tun - für das Ausrufen von amtlichen und wichtigen Nachrichten verantwortlich. Gestorfs Pänder Wöhlecke besaß eine weithin gellende Messingglocke, mit der er an ganz bestimmten, sinnvoll über das Dorf verteilten Stellen eine Weile bimmelte. Wenn er sicher sein konnte, dass die Bewohner dieses Verkündigungsbezirkes ihre Fenster geöffnet hatten oder sonst in Hörweite gekommen waren, rief der Pänder mit sonorer Stimme: Hört! Nach einer Achtungspause verlas er dann, was unter die Leute gebracht werden sollte, u.a. auch Brennholzversteigerungen. Anmerkung: Das Wort Pänder wurde von 1852 bis 1919 im Volksmund anstatt Gemeindediener gesprochen. In den früheren Jahrhunderten, zur Zeit der Lehnsherrschaft, vor und während der Gemeinheitsteilung bis zur Justizreform gab es die Pfänder, die im Dienst von Ämtern, Gutsherrschaften und auch den Dorfschaften und Gemeinden standen und bei Rechtsvergehen für ihren jeweiligen Herrn das Pfandrecht ausübten. Bei den Gemeinden hatten sie vor der Justizreform im 19.Jahrhundert auch Gemeindedienste zu leisten. Nach der Justizreform von 1852 gab es keine Pfänder und kein Gemeindepfandrecht mehr. Die meisten Ortsdienste des Pfänders wurden dem neu eingeführten Gemeindediener aufgetragen, auf dem der Name Pänder bis 1919 haften blieb. Pänder Heinrich Wöhlecke ist am 4.4.1921 im Alter von 66 Jahren und 27 Tagen gestorben. | |||
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