KurzgeschichtenDr.Alfred HarmsMein Heimatdorf Gestorf - Mein Vater - Unsere Wohnung Doktor Fritze Thies, ein rauhbeiniger Landarzt aus Bennigsen Meines Vaters Garten Gartenspiele mit Nachbarskindern Zweimal war im Winter Schlachtefest Meine 3 kleinen Kaninchen und der große Kater Als Schüler in der Gestorfer Schule Freude am Unfug Der hohe Herr Schulrat aus dem Lande Sachsen Kirche und Kirchgang am Weihnachtsabend Ich musste die Betglocke zum Schlagen bringen Spiele und Abenteuer in der Kirche Wir spielten die neuesten Schlager auf der Orgel Mit Zwillen-Geschossen ließ Hilmar die Uhrenglocke neunmal schlagen Regenrinnenblei vom Kirchendach Das Eselgespann Hans und Grete In der Haller fingen wir Krebse 1912 Kaisermanöver Brennholzversteigerung - Holzhacken Mutter war für die Herstellung von Johannis- und Stachelbeerwein zuständig | 1912 KaisermanöverIm Herbst des Jahres 1912 fand mit Gestorf im Mittelpunkt ein großes Kaisermanöver statt, das Kaiser Wilhelm II leitete. Das waren Ereignisse für uns Kinder! Morgens schon in der Frühe hielten im Ostweg, der an unserem Garten vorbei nach Osten durch die Felder zur Göttinger Chaussee führte, Kürassiere mit ihren Pferden. Sie trugen weiße Uniformen. Ich war eifrig bemüht, ihnen eine Freude dadurch zu machen, dass ich Mengen von schönen Äpfeln von den Bäumen holte und damit die munteren Streiter, aber auch ihre feurigen Rösser fütterte. Es machte einen gewaltigen Eindruck auf mich, als plötzlich ein schmetterndes Trompetensignal erklang, im Handumdrehen Ordnung in das Gewoge brachte, und die Reiterschar im schnellsten Galopp auf einen Gegner gen Osten brauste. Wir Kinder sausten natürlich hinterher, und unsere Eltern haben uns bis zum Abend nicht wiedergesehen. Am Nachmittag war auf der Höhe vor dem Limberg, etwa 1 Kilometer westlich des Dorfes Gestorf, die Manöverschlussbesprechung und eine Abschlussparade aller Truppenteile vor dem Kaiser anberaumt. Vater war besorgt, wo ich mich wohl herumtreiben konnte, er sagte sich aber, wenn irgendwo, dann wird dein Sohn Alfred beim Abschlussspektakel vor dem Limberg sein. Damit hatte er vollkommen richtig getippt. Es gelang mir nicht, den Kaiser persönlich zu begrüßen Beim Limberg waren viele Absperrungen, und wir konnten den Kaiser aus weiter Entfernung mehr ahnen als sehen. Ich dachte an das Lied, das wir Kinder alle auswendig kannten und sangen: Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet in Berlin, Nun, hier am Limberg war es gar nicht mehr weit. Schon hatte sich Klein-Alfred, 7 Jahre alt, durch die Sperren gemogelt und schlängelte sich durch die Umgebung des Kaisers bis in seine Nähe. Dort wurde ich dann doch erwischt. Ich durfte nicht, wie ich es so sehr wünschte, dem Kaiser Guten Tag sagen, sondern wurde freundlich und bestimmt bis zu den Zivilisten am Sperrkreis zurückgebracht, direkt in die Arme meines Vaters. Dieser hatte schon mit Sorge meinen Durchbruch durch die Sperre beobachtet. Ich war wütend, dass ich den Kaiser nicht begrüßen durfte. Mein Zorn wurde bald verdrängt von dem farbenprächtigen Bild bei der Abschlussparade. Da zogen von allen Seiten vor dem Limberg den Hügel hinan und hinab die weißen Kürassiere, die hellblauen Königsulanen, bei denen mein Vetter Fritz Koch mitritt, die Artillerie mit ihren gewaltigen Kanonen und die vielen Infanteristen, erstmalig mit den feldgrauen Uniformen. | |||
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