KurzgeschichtenDr.Alfred HarmsMein Heimatdorf Gestorf - Mein Vater - Unsere Wohnung Doktor Fritze Thies, ein rauhbeiniger Landarzt aus Bennigsen Meines Vaters Garten Gartenspiele mit Nachbarskindern Zweimal war im Winter Schlachtefest Meine 3 kleinen Kaninchen und der große Kater Als Schüler in der Gestorfer Schule Freude am Unfug Der hohe Herr Schulrat aus dem Lande Sachsen Kirche und Kirchgang am Weihnachtsabend Ich musste die Betglocke zum Schlagen bringen Spiele und Abenteuer in der Kirche Wir spielten die neuesten Schlager auf der Orgel Mit Zwillen-Geschossen ließ Hilmar die Uhrenglocke neunmal schlagen Regenrinnenblei vom Kirchendach Das Eselgespann Hans und Grete In der Haller fingen wir Krebse Brennholzversteigerung - Holzhacken Mutter war für die Herstellung von Johannis- und Stachelbeerwein zuständig | Regenrinnenblei vom KirchendachIm 1. Weltkriege waren wir erst begeistert für alles Soldatische. Es gab damals Metallformen, mit denen man Bleisoldaten selbst gießen konnte. Dazu brauchten wir Blei, in den Haushalten war nicht viel aufzutreiben. Bei unseren Umtrieben in der Kirche blieb uns nicht verborgen, dass auf dem äußeren Kirchendach, dort, wo es an den Turm stieß, breite Regenrinnen aus Blei verlegt waren. Wir meinten, von diesem Blei könnten wir wohl für unsere Gießerei etwas abzweigen. Dazu mussten wir notgedrungen auf das Kirchendach klettern. Das hatten wir schon vorher vom Kirchturm aus durch eine kleine Öffnung, eine Art Schießscharte, vorexerziert, die uns gerade durchließ. Das Blei schnitten wir mit unseren Taschenmessern ab. Wir blieben dabei nahe beim Dachfirst, wo wir uns sicherer fühlten, als am Tiefpunkt des Daches, tief vor dem Abgrund. Eines Tages ließ Friedrich Behnsen (später Bäckermeister), einer meiner treuesten Begleiter, beim Bleischneiden auf dem Dach sein Taschenmesser fallen. Es geriet ins Rutschen, rutschte weiter und weiter, bis es kurz vor dem besagten Abgrund liegen blieb. Bis dahin waren es von unserem Sitzpunkt am Kirchendachfirst aus immerhin mehrere schräg abfallende Meter. Heimbringen musste Friedrich Behnsen sein Messer, weil er es gerade geschenkt bekommen hatte. Es wagte aber niemand von uns, bis zum Messer abwärts zu kriechen. Schnell kam den pfiffigen Jungens auch der geniale Gedanke: der Erste von uns setzte sich rittlings auf den Dachfirst und bot so den festen Anker. Der Nächste kroch nach unten soweit, dass er vom Ersten an den Füßen noch festgehalten werden konnte. Dann kroch der Dritte am Zweiten vorbei und wurde von diesem wieder an den Füßen festgehalten. Als Letzter kroch Friedrich Behnsen selbst bis zu seinem Messer, wobei er von dem Drittletzten wieder festgehalten wurde. Er konnte sein Messer erreichen, und wir waren mit ihm froh und glücklich, dass er nunmehr Senge (=Schläge) nicht mehr zu befürchten hatte. Mit dem Blei zogen wir in Wilhelm Lauensteins Nr. 29 Schmiede am Kreuzwege. Dort wurde das Blei in einem Tiegel geschmolzen und dann in Formen gegossen. Mit diesen Bleisoldaten haben wir im Spiel großartige Schlachten geschlagen. | |||
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