Freiwillige Feuerwehr Gestorf

Feuerbekämpfung in den vergangenen Jahrhunderten
Bei den vielen Bränden, die in den früheren Jahrhunderten Höfe und Dörfer heimsuchten, wurden bei der Obrigkeit und der Bevölkerung auch damals schon Feuerbekämpfungsmaßnahmen erdacht und durchgeführt. Den örtlichen Gegebenheiten angepasst, wurden Teiche angelegt, die auch als Viehtränken und zur Fischzucht benutzt wurden. Jeder Hauswirt war verpflichtet, einen oder mehrere Löscheimer zur Feuerbekämpfung bereit zu halten. Noch im 18. Jahrhundert heißt es in dem von Friedrich Schiller verfassten Gedicht "Die Glocke" u.a.: ... "an der Hände langer Kette um die Wette fliegt der Eimer"... Hier wird das Feuerlöschen in den früheren Jahrhunderten angedeutet. Auch in Gestorf und allen Dörfern des Kalenberger Landes konnte das Feuer nur in dieser Form bekämpft werden.

Bei einem Feuerausbruch bildeten die Menschen von der Brandstelle bis zum nächsten Teich zwei Ketten, in deren einer die wassergefüllten Eimer von Hand zur Hand weitergereicht wurden, dagegen die leeren entgegengesetzt von Hand zur Hand zur Wasserstelle wanderten.

Wann die ersten Wasserdruckspritzen aufkamen, ist mir nicht bekannt. Sicherlich werden die Städte gegenüber den ländlichen Gemeinden in der Anschaffung einen Vorsprung gehabt haben.

Außer den im v. Iltenschen Gutsbereich befindlichen Teichen und einigen kleinen Wasser-pumpen gab es am Ortsrand von Gestorf 5 kleinere und größere Teiche, denen man Lösch-wasser entnehmen konnte. Eine Feuerwehr in der heutigen Art hat es in den früheren Jahrhunderten nicht gegeben. Jeder, der einen Eimer weiterbefördern konnte, musste mithelfen, einen Brand zu bekämpfen.

1777 - 1882 Die Feuerspritze im Gestorfer Kirchturm
Die erste Nachricht von einer Wasserdruckspritze zur Feuerbekämpfung in Gestorf habe ich aus dem Jahre 1777. Die Gemeinde hatte die Feuersbrunst von 1776 machtlos über sich hinweggehen lassen müssen, ohne sie mit der Wassereimerkette überhaupt bekämpfen zu können. Unter diesem Eindruck wird sie vermutlich die Wasserdruckspritze, im Volksmund auch Feuerspritze genannt, angeschafft haben. Den Gestorfern ist die Neuanschaffung nicht leicht gefallen. Alle verfügbaren Finanzmittel wurden zum Wiederaufbau der abgebrannten Hofstellen benötigt. Um die Feuerspritze bezahlen zu können, musste die Dorfschaft Gestorf 3 Morgen von ihrer Gemeinheitsweide in der Limbergsheide in Ackerland umwandeln und diese 3 Morgen verpfänden.

Die neu gekaufte Feuerspritze wurde mit der Genehmigung des Pastors Haccius im Kirchturm aufbewahrt. Hierzu wurde ein Eingang in die Kirchturmwand gebrochen, ohne die Genehmigung des königlichen Konsistoriums einzuholen. Die Nichtbenachrichtigung von der Aufbewahrung der Feuerspritze in den Kirchturm missfiel dem königlichen Konsistorium, und der Präsident v.d. Busche äußerte das Missfallen in 2 Briefen. Im 1. Brief vom 15.4.1779 schrieb er u.a.:
"..., dass die Gemeinde Gestorf zur Aufbewahrung der Feuerspritze einen Platz in der Kirche eingeräumt bekommen habe, wozu ein besonderer Durchbruch für einen Eingang gemacht worden sei, und dass dafür die Gemeinde ein gewisses Stück Geld zu erlegen habe."...

Im 2. Brief an die Kommissarien der Kirche zu Gestorf vom 14.6.1779 schrieb er u.a.:
..."günstige gute Freunde!" ... "Ihr habt dem Pastori Haccius in unserem Namen zu verweisen, dass er ohne Anzeige und ohne unsere Genehmigung eigenmächtig in dem Kirchengebäude Veränderungen mache. Die gute Absicht entschuldigt ihn keineswegs. Bei der nächsten Kirchenvisitation habt ihr die gemachten Angaben über die Veränderungen in der Kirche zu prüfen. Ihr habt auch zu prüfen, ob der Schlüssel zu dem Raum der Feuerspritze in solchen Händen ist, dass man wegen der Sicherheit der Kirche nichts zu besorgen habe...
Hannover, den 14.6.1779
v.d. Busche, Präsident der königlichen Konsistorial- und Kirchenräte."

Am 23.11.1785 wurde der Gemeinde die Aufbewahrung ihrer Feuerspritze im Kirchturm zugestanden, wenn der Pastor Haccius die Verantwortung übernimmt.

1828 wurde erwähnt, dass die Feuerspritze im Gestorfer Kirchturm aufbewahrt ist.

Im Jahre 1830 mussten Erneuerungen an der Feuerspritze vorgenommen werden. Der Rademacher Christian Schild Nr. 22 erhielt 2 Tlr. für ein neues Rad, für ein neues Schwungrohr musste die Gemeinde 2 Tlr. und für eine neue Pumpe 2 Tlr. 12 gr. zahlen.

1843 kaufte die Gemeinde vom Gastwirt Friedrich Böttcher Nr. 91 von dessen Hausgarten an der Hannoverschen Straße 12 Fuß, um ein Feuerspritzenhaus zu bauen.

Nachmals wurde dies kleine Haus zur Unterstellung des Totenwagens benutzt.

1854 standen der Gestorfer Feuerwehr 2 Handdruckspritzen zur Verfügung. Ein Bericht aus dem Jahre 1882 besagt, dass eine der Feuerspritzen ihren Aufbewahrungsplatz über 100 Jahre im Kirchturm hatte. Nach dem Bau des Armen- oder Gemeindehauses Nr. 121 bekamen die Feuerspritzen ihren Platz in einem Anbau dieses Hauses. (Quelle: Ephorialarchiv Kirchenkreis Pattensen Ges. A 510 + Ges. A 513)

1854 - 1934 Einige Nachrichten vom Feuerlöschwesen aus der Zeit der Pflichtfeuerwehr
Aus der früheren Zeit sind außer einigen Angaben über die Feuerspritze, keine Angaben über eine Feuerwehr oder eine organisierte Feuerlöschbekämpfung in Gestorf aufzufinden.

Im Jahre 1934 mussten noch alle männlichen Einwohner Gestorfs vom 17. bis zum 55. Lebensjahre der Pflichtfeuerwehr angehören. Es werden auch in den vergangenen Jahrhunderten alle Männer dieser Altersgruppe zur Feuerbekämpfung verpflichtet gewesen sein. Wie die Feuerlöschmannen organisiert waren, wissen wir nicht. Da im Jahre 1854 schon 2 Handdruckspritzen zur Verfügung standen, ist zu vermuten, dass vor 1854 schon mit diesen Geräten geübt wurde und eine gewisse Feuerbekämpfungsordnung vorhanden war, der zu folgen die Männer verpflichtet waren.

Auch nach 1854 gibt es nur spärliche Nachrichten über die Organisationsformen der Feuerwehr, die eine Pflichtfeuerwehr war. Im folgenden will ich aber nicht über die sich im Verlauf der politischen Veränderungen auch veränderten Feuerwehr-Organisationsformen, sondern über einige die Feuerwehr Gestorf angehende Begebenheiten berichten:
1854: Wann die Gestorfer Männer bei Bränden und Feuerlöschübungen die erste uniformähnliche Kleidung getragen haben, ist nicht bekannt.
Vor 1855 trugen die Männer der Feuerbekämpfung als Kennzeichnung "Weiße Hüte" und ein gelbweißes Band als Abzeichen. Am 30.12.1854 wurden die "Weißen Hüte" in Helme umgetauscht.
1854: Zur Feuerbekämpfung wurden in Gestorf Löschmannschaften aufgestellt und sämtliche Hausbesitzer in 10 Rotten zu je 13 Mann eingeteilt. An Feuerlöschgeräten besaß die Gemeinde 2 gangbare Feuerspritzen, 8 Feuerleitern und 6 Feuerhaken.
15.12.1858: Zimmermeister Konrad Ritter und Schmiedemeister Friedrich Stieghöfer Nr. 93 wurden zu Feuerspritzenführern für 3 Jahre gewählt.
1. 3. 1891: Ein Jahresgehalt von je 3 Mark zahlte die Gemeinde den 6 Feuerwehr - Spritzenmännern Christoph Schild Nr. 22, Heinrich Höfer Nr. 21, Friedrich Lauenstein Nr. 29, Christian Howind Nr. 70, Gottlieb Namendorf Nr. 165 und Karl Klamroth Nr. 152.
18. 4. 1900: Der Dachdeckermeister Georg Höfer Nr. 163 wurde von der Feuerwehr als Spritzenmann auf unbestimmte Zeit gewählt.
14. 1. 1906: Albert Müller Nr. 176 wurde zum Brandmeister, Gottlieb Namendorf Nr. 165 und Heinrich Wöhlecke Nr. 174 wurden zu Brandmeister-Stellvertretern gewählt.
19. 6. 1923: Die Gemeinde beschloss: Der Schlauchturm auf dem Spritzenhaus Nr. 121 soll vergrößert werden.
14. 1. 1927: Friedrich Sustrate Nr. 112 sollte die Pflichtfeuerwehr neu ordnen, Friedrich Dannenberg Nr. 161 wurde Brandmeister-Stellvertreter.
Letzterer ließ sich 2 Monate später auf eigenen Wunsch von Heinrich Rockahr Nr. 9/14 als 2. Brandmeister ablösen.
27. 6. 1930: Die alten Akten der Pflichtfeuerwehr sollen vernichtet werden, wenn kein Aufbewahrungsort mehr vorhanden ist.
19. 12. 1930: Das Spritzenhaus soll wegen der Unterbringung des Postbusses umgebaut und die Autohalle als Spritzenhaus genutzt werden.
6. 1. 1934: Die Gemeinde zieht die Gründung einer "Freiwilligen Feuerwehr Gestorf" in Erwägung.
.. 1. 1934: Anfang Januar 1934 bekämpfte die Pflichtfeuerwehr das Feuer in den brennenden Gebäuden des Landwirts Heinrich Schmidt
Nr. 34. Es war ihr letzter Einsatz. Mit der Gründung der "Freiwilligen Feuerwehr" am 16.1.1934 endete die Zeit der Pflichtfeuerwehr Gestorf.

1934 - .... Die Freiwillige Feuerwehr Gestorf
Am 16.1.1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr Gestorf im Gasthaus "Zum halben Mond" des Gastwirts Arnold Wagener gegründet. 90 Personen traten sofort in die Freiwillige Feuerwehr ein. Landwirt Heinrich Rockahr, der Führer der aufgelösten Pflichtfeuerwehr, wurde einstimmig zum Feuerwehrhauptmann der Freiwilligen Feuerwehr gewählt. Sein Stellvertreter wurde der Sattlermeister Friedrich Dannenberg.
Außerdem wurden gewählt zum:

  1. Steigerführer: Dachdeckermeister Georg Höfer,
  2. Steigerführer: Klempnermeister Hermann Höfer,
  1. Spritzenführer: Schmiedemeister Ferdinand Meyer,
    Stellvertreter: Willi Hartleb,
  2. Spritzenführer: Schlossermeister Adolf Lange,
    Stellvertreter: Schmiedemeister Hermann Höfer.

    Schriftführer: Landwirt Heinrich Klußmann,
    Kassenführer: Dachdecker Ernst August Höfer.

Vereinslokale der Wehr sollten im Wechsel die Gaststätten "Zum halben Mond" und "Zum weißen Ross" sein. Später, nach 1970, wurde das "Deutsche Haus" des Gastwirts Reinhard Hennies das Vereinslokal. Die Feuerwehrspritzen, Wagen und Geräte blieben, wie bei der Pflichtfeuerwehr, im Gemeindehaus Nr. 121 an der Calenberger Straße östlich vom Suderteich.

1934 wurde die Wehr in 4 Züge aufgeteilt, die einen regelmäßigen Dienst hatten. Neben dem Unterrichts-, Geräte- und Exerzierdienst standen auch Marschübungen auf dem Dienstprogramm.

Um 1936 erhielt die Wehr einen neu ausgerüsteten Gerätewagen und 1938 die erste Motorspritze.

Während der Kriegsjahre wurden einige männliche Gestorfer Einwohner feuerwehrdienstverpflichtet. Sie wurden in den Nachbarorten und bei Großbränden in Hameln, Hannover und Hildesheim zur Katastrophenbekämpfung nach den Angriffen der feindlichen Bomber eingesetzt.

Nach dem am 7. April 1945 erfolgtem Einmarsch der Amerikaner in Gestorf wurde hier ein gefangen genommener Löschverband der Feuerwehr Recklinghausen aufgelöst. Mit einer Motorspritze, Geräten und Schläuchen aus deren hinterlassenem Bestand konnten die Gestorfer ihre im Kriege gelittenen Geräte aufbessern.

1949 bekam die Feuerwehr einen Anhänger, auf dem eine Motorspritze und die in einem Einsatz benötigten Geräte geladen und gefahren werden konnten. 1953, nach dem Umbau des Gemeindehauses Nr. 121, hatte die Wehr hier bessere Unterkunfts- und Ausbildungsmöglichkeiten. 1957 bekam sie an Stelle ihrer alten Tragkraftspritze eine neue TS 8/8.

1959 kaufte die Gemeinde für die Feuerwehr von der Stadt Hameln ein gebrauchtes Feuerwehrauto, Jahrgang 1937, das trotz mehrfacher Instandsetzung des maroden Motors bald darauf seinen Geist für immer aufgab. 1963 kaufte die Gemeinde für die Wehr ein LF 8.

Nach dem 2. Weltkriege gab es mehrere mittlere und kleinere Brände, die bekämpft wurden, Einsätze bei Sturm- und Wasserschäden u.a.: Die regelmäßigen wöchentlichen Dienststunden wurden mit Ausbildungsunterrichten und Übungen ausgefüllt.

Nach 1934 wurden die Feuerwehrmänner noch von Feuermeldern, die mit Trompeten das bekannte Feuerzeichen bliesen, zum Dienst und zur Feuerbekämpfung zusammengerufen. Einige Jahre später wurden die Feuermelder durch laut heulende Sirenen ersetzt, die auf mehreren Dächern des Dorfes verteilt, angebracht wurden.

1972 baute der Brandmeister Erich Hönicke mit Hilfe der Feuerwehrkameraden einen Teil des Bodenraumes im Feuerwehrgebäude aus. Am 1. Mai 1974 gründete der Gemeinde-brandmeister Hönicke die Jugendfeuerwehr mit 18 jungen Gestorfern.

Am 19.1.1974 feierte die Freiwillige Feuerwehr Gestorf im "Deutschen Haus" das 40jährige Bestehen. Bei dem im Juni gefeierten Dorfgemeinschaftsfest, das von der Feuerwehr gestaltet und getragen wurde, gab es einen Katastrophen-Übungseinsatz für Zivilisten und Wettkämpfe für die Gestorfer Vereine.

1974 verlor Gestorf bei der Gebietsreform seine Selbständigkeit. Die Freiwillige Feuerwehr Gestorf wurde zur Ortsteilfeuerwehr degradiert und der Stadtfeuerwehr Springe angegliedert. Alle Beschaffungsmaßnahmen und baulichen Angelegenheiten wurden von der Stadtfeuerwehr- und Stadtverwaltung Springe angeordnet. Beim Umbau des Feuerwehrgebäudes auf dem Suderteich konnte die Gestorfer Wehr 1981 in ca. 900 Arbeitsstunden Eigenleistungen der Feuerwehrkameraden DM 25.000,-- einsparen. Unverständlich für die Gestorfer Einwohner und die Feuerwehr Gestorf ist, dass im Jahre 1979 die Stadt Springe das alte Gestorfer Gemeindehausgrundstück und das Feuerwehrhaus auf dem Suderteiche an den Sachbearbeiter in der Stadt Springe, v. Witzleben, verkauft hat. Das Nutzungsrecht am Feuerwehrhaus für die Feuerwehr besteht vorläufig noch.

1987 erhielt die Feuerwehr in Gestorf ein neues Löschfahrzeug, weil das alte Fahrzeug nicht mehr fahrtüchtig war.

Feuerwehrhauptmann bzw. Dorf- oder Gemeindebrandmeister und deren Stellvertreter von der Freiwilligen Feuerwehr Gestorf und ihre Amtszeiten, soweit sie bekannt sind:

Fehrwehrhauptmann,
Gemeindebrandmeister:
1934 - 1936   Heinrich Rockahr
1936 - 1947   Karl Klamroth
1947 - 1953   Wilhelm Prinzhorn
1953 - 1959   Gerhard Wiegrebe
1959 - 1971   Günter Deiters
1971 - 1977   Erich Hönicke
1977 - 1979   Ernst Borchers

Stellvertretender,
Gemeindebrandmeister:
1934 - 1936   Friedrich Dannenberg
1936 - 1947   Ernst-August Höfer
1947 - 1951   Heinrich Zieseniß
1951 - 1953   Gerhard Wiegrebe
1953 - 1956   Wilhelm Freimann
1956 - 1959   Günter Deiters
1959 - 1970   Martin Welk
1970 - 1971   Erich Hönicke
1971 - 1979   Christian Sustrate

Ortsbrandmeister:
1979 - 1988   Ernst Borchers
1988 - 1992   Rolf Weber
1992 - . . . .   Burkhardt Wille

Stellvertretender Ortsbrandmeister:
1979 - 1985   Christian Sustrate
1985 - 1988   Rolf Weber
1988 - 1992   Burkhardt Wille
1992 - . . . .   Michael Damm